Neuerungen bei der IV ab 1. Januar 2012

Neu­e­run­gen der IV – Ein­glie­de­rung statt Rente

Die 2011 von Bun­des­rat und Pa­r­la­ment ver­ab­schie­de­te 
6. IV-Re­vi­si­on soll dafür sor­gen, dass IV-Rent­ner/innen ver­stärkt wie­der in den Ar­beits­markt ein­ge­glie­dert wer­den. Die IV hat dazu eine Reihe von In­stru­men­ten für Ar­beit­ge­ben­de und IV-Be­zü­ger ge­schaf­fen, die wir Ihnen hier er­läu­tern.

Auf den 1. Ja­nu­ar 2012 sind ein­schnei­den­de Än­de­run­gen des IV-Ge­set­zes in Kraft ge­tre­ten.

Aus dem Wil­len her­aus, die In­va­li­den­ver­si­che­rung nach­hal­tig zu sa­nie­ren und die De­fi­zi­te lang­fris­tig aus­zu­glei­chen, haben Bun­des­rat und Pa­r­la­ment die 6. IV-Re­vi­si­on ver­ab­schie­det. Der erste Teil die­ser Re­vi­si­on ist seit An­fang die­ses Jah­res in Kraft. Mit der Re­vi­si­on wird an­ge­strebt, mehr Men­schen, ins­be­son­de­re auch be­reits be­ste­hen­de IV-Rent­ner/innen, wie­der in den Ar­beits­markt ein­zu­glie­dern. Dabei er­hält die IV eine Reihe von neuen In­stru­men­ten, die nach­fol­gend er­läu­tert wer­den:

A) En­ge­re Be­glei­tung und Un­ter­stüt­zung der Ver­si­cher­ten wäh­rend der Wie­der­ein­glie­de­rung

Auf der einen Seite sol­len neue Rent­ner/innen künf­tig aktiv be­glei­tet wer­den, um all­fäl­li­ges Po­ten­zi­al für eine Wie­der­ein­glie­de­rung nach einer län­ger dau­ern­den Krank­heit bes­ser zu nut­zen und sie auf den Schritt zu­rück in eine Teil- oder Vol­l­er­werbs­tä­tig­keit vor­zu­be­rei­ten. Gleich­zei­tig sol­len aber vor allem Per­so­nen, die be­reits seit Jah­ren eine Rente be­zie­hen, wie­der ins Er­werbs­le­ben zu­rück­ge­führt wer­den.

Aus­ser den bis­her be­reits an­ge­wen­de­ten Mass­nah­men zur Wie­der­ein­glie­de­rung wie In­te­gra­ti­ons­mass­nah­men und be­ruf­li­che Mass­nah­men (z. B. Um­schu­lun­gen und eine erst­ma­li­ge Aus­bil­dung) sind neu die Be­ra­tung und Be­glei­tung für die Ver­si­cher­ten vor­ge­se­hen.

Die IV kann so­wohl ak­tu­el­le wie auch neue IV-Rent­ner/innen zu einem Ar­beits­ver­such ver­pflich­ten. Dabei wer­den Ren­ten­be­zü­ger/innen oder vor einer IV-Rente ste­hen­de Per­so­nen an Un­ter­neh­men ver­mit­telt, um zu tes­ten, über wel­che Fä­hig­kei­ten sie ver­fü­gen.

Der Ar­beit­ge­ber, der in die­sem Fall nicht durch einen Ar­beits­ver­trag ge­bun­den ist, kann auf diese Weise die Fä­hig­kei­ten der be­trof­fe­nen Per­son sechs Mo­na­te lang tes­ten. Eine Ga­ran­tie auf eine an­sch­lies­sen­de An­stel­lung be­steht al­ler­dings nicht.

B) Ein­ar­bei­tungs­zu­schüs­se an Ar­beit­ge­ber

Für Ar­beit­ge­ber, die be­reit sind, eine in­va­li­de Per­son ein­zu­stel­len, gibt es die so­ge­nann­ten Ein­ar­bei­tungs­zu­schüs­se. Ein Ar­beit­ge­ber er­hält somit wäh­rend einer ge­wis­sen Zeit für jede neu an­ge­stell­te in­va­li­de Per­son einen Zu­schuss an den Lohn, den er die­ser Per­son be­zahlt.

C) Fi­nan­zi­el­ler Schutz für Ar­beit­ge­ben­de wie auch für ehe­ma­li­ge IV-Rent­ner/innen wäh­rend drei­er Jahre für den Fall, dass Letz­te­re nach der An­stel­lung er­kran­ken

Soll­te ein Ar­beit­ge­ber eine/n ehe­ma­li­ge/n IV-Rent­ner/in ein­stel­len, be­steht wäh­rend drei­er Jahre eine so­ge­nann­te Schutz­frist. Wäh­rend die­ser Schutz­frist haben die ehe­ma­li­gen IV-Rent­ner/innen und deren Ar­beit­ge­ber An­spruch auf Be­glei­tung und Be­ra­tung. Falls in­nert die­ser drei­jäh­ri­gen Frist er­neut eine Ar­beits­un­fä­hig­keit von min­des­tens 50% ein­tritt, wel­che min­des­tens 30 Tage und vor­aus­sicht­lich wei­ter­hin an­dau­ert, so be­steht An­spruch auf eine so­ge­nann­te Über­g­angs­leis­tung. Diese ent­spricht der Rente vor der Auf­he­bung bzw. der Dif­fe­renz zwi­schen der lau­fen­den Rente und der Rente, wel­che vor der Her­ab­set­zung aus­ge­rich­tet wurde.

D) Ent­schä­di­gung für Ar­beit­ge­ben­de, falls die Ver­si­che­rungs­prä­mi­en in­fol­ge der An­stel­lung einer in­va­li­den Per­son stei­gen

Das Ge­setz sieht vor, dass Ar­beit­ge­ber eine Ent­schä­di­gung er­hal­ten, falls deren Ver­si­che­rungs­prä­mi­en in­fol­ge der An­stel­lung von teil­in­va­li­den Per­so­nen an­stei­gen.

Die Frage ist, ob sich ge­nü­gend Ar­beit­ge­ber fin­den las­sen, die be­reit sind, ehe­ma­li­ge IV-Rent­ner/innen ein­zu­stel­len. In der ge­gen­wär­ti­gen wirt­schaft­li­chen Lage muss be­zwei­felt wer­den, ob sich ge­nü­gend Ar­beits­plät­ze fin­den las­sen, wo frü­he­re IV-Rent­ner/innen ar­bei­ten kön­nen.

E) Ein­füh­rung eines As­sis­tenz­bei­trags

Neu gibt es die Mög­lich­keit der Be­zah­lung eines so­ge­nann­ten As­sis­tenz­bei­trags an in­va­li­de Per­so­nen. Die­ser Bei­trag soll es in­va­li­den Per­so­nen er­mög­li­chen, ein selbst­be­stim­men­des und ei­gen­ver­ant­wort­li­ches Leben zu füh­ren. Wer zu Hause lebt oder leben möch­te und auf re­gel­mäs­si­ge Hilfe (As­sis­tenz) an­ge­wie­sen ist, kann eine Per­son an­stel­len, die ihr die er­for­der­li­chen Hil­fe­leis­tun­gen er­bringt. Mit dem As­sis­tenz­bei­trag wer­den jene Leis­tun­gen ver­gü­tet, wel­che von Dritt­per­so­nen im Rah­men eines Ar­beits­ver­tra­ges er­bracht wer­den. Diese an­ge­stell­ten Per­so­nen dür­fen je­doch nicht An­ge­hö­ri­ge sein, d. h. weder der Ehe­part­ner noch Kin­der oder El­tern. Der As­sis­tenz­bei­trag er­gänzt die Hilf­lo­sen­ent­schä­di­gung der IV sowie die Leis­tun­gen für Pfle­ge, die über die Kran­ken­ver­si­che­rung (Spi­tex) ge­deckt wer­den.

F) Ar­beit soll sich loh­nen

Der zwei­te Teil der 6. IV-Re­vi­si­on wird 2015 in Kraft tre­ten. Um die Aus­ga­ben zu re­du­zie­ren, ist unter an­de­rem vor­ge­se­hen, die heu­ti­gen IV-Ren­ten nach der ef­fek­ti­ven In­va­li­di­tät zu staf­feln. Dabei wird es bei einer In­va­li­di­tät von 50% eine halbe Rente, bei einer In­va­li­di­tät von 60% eine Rente von 60% (heute eine Drei­vier­tel­ren­te) und bei 70% eine Rente von 70% (heute eine ganze Rente) geben.

Es muss ab­ge­war­tet wer­den, ob diese Spar­mass­nah­men ef­fek­tiv grei­fen oder ob es le­dig­lich zu einer Ver­schie­bung der Kos­ten von der IV zu den So­zi­a­l­äm­tern kommt.

Für De­tails oder Fra­gen zum Ar­ti­kel wen­den Sie sich bitte an:
Mauro Gisi